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Sachsen-Anhalt Schüler musste Schild mit judenfeindlicher Naziparole tragen

An einer Sekundarschule in Sachsen-Anhalt ist es zu einem schweren rechtsextremistischen Zwischenfall gekommen. Schüler zwangen einen 16-Jährigen, auf dem Schulhof ein Schild vor sich herzutragen. Aufschrift: "Ich bin im Ort das größte Schwein, ich lasse mich mit Juden ein."

Parey - "Eine schlimme Sache, das habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt", sagte Armin Friedrichs, Leiter des Polizeireviers Jerichower Land. Zu den Details des Vorfalls wollte er mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nichts sagen. Er bestätigte, dass drei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren unter Tatverdacht stehen.

Nach Polizeiangaben zwangen die drei den Jugendlichen in der Sekundarschule Parey auf dem Schulhof, ein Schild mit einem rassistischen Spruch zu tragen, der im Nazi-Jargon auf Juden Bezug nimmt. Das Schild hatte die Aufschrift "Ich bin im Ort das größte Schwein, ich lasse mich mit Juden ein". In der Nazi-Zeit wurden oft Frauen, die eine Beziehung zu Juden hatten, gezwungen, ein solches Schild tragen.

Ein Lehrer bemerkte den Vorfall in Parey und alarmierte die Polizei. Gegen die Schüler wird zunächst wegen Nötigung ermittelt. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob weitere Straftatbestände in Frage kommen.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) nannte die öffentliche Demütigung des Schülers einen "abstoßenden Vorgang". Hövelmann betonte: "In diesem Stil haben NSDAP und SA Menschen nach ihrer Machtübernahme 1933 öffentlich gedemütigt. Es ist erschütternd, dass Heranwachsende in unserem Land glauben, sie könnten sich heute so etwas wieder erlauben." Der Minister kündigte eine intensive Aufklärung durch die Polizei und eine enge Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium an.

In diesem Jahr kam es schon oft zu rassistischen Übergriffen in Ostdeutschland: Im zurückliegenden Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin wurden Wahlkämpfer von SPD und CDU von Neonazis angegriffen. Beim Pokalspiel der zweiten Mannschaft von Fußball-Zweitligist Hansa Rostock gegen Schalke 04 im vergangenen Monat gab es rassistische Rufe gegen Nationalspieler Gerald Asamoah. An Himmelfahrt wurden aus Berlin, Wismar und Weimar ausländerfeindliche Angriffe gemeldet. Mehrere Personen wurden dabei verletzt.

Den aktuellen Verfassungsschutzberichten der Länder zufolge war das Risiko, im Jahr 2005 Opfer einer rassistischen Gewalttat zu werden, in Sachsen-Anhalt zwölfmal, in Brandenburg fast zehnmal so hoch wie in Hessen.

als/dpa/AP/ddp