Der Fall Vera Chirwa
Jeder Tag in Freiheit ist für Vera Chirwa ein kleines Wunder. Die
62jaehrige aus dem afrikanischen Malawi war elf Jahre lang eine politische
Gefangene ihres Landes, weil sie zusammen mit ihrem Mann Orton den Sturz
der Regierung und die Ermordung von Praesident Hastings Kamuzu Banda geplant
haben sollte. Wie etwa 40000 andere Haeftlinge ueberall auf der Welt verdankt
Vera Chirwa ihre Freilassung Amnesty International.
Sofort nachdem das Ehepaar 1983 zum Tode verurteilt worden
war, beteiligten sich deutsche Amnesty-Gruppen an den weltweiten Briefaktionen.
Auch Herbert Schmalstieg, der Oberbuergermeister von Hannover, der Partnerstadt
des malawischen Blantyre, schrieb an Praesident Banda.
Der Leidensweg der Chirwas hatte schon im Dezember 1981
begonnen. Auf dem Heimweg zu ihrer kleinen Farm waren sie von Handlangern
des malawischen Regimes ueberfallen und verschleppt worden. "Wir wurden
geschlagen und brutal getreten", sagt Vera Chirwa. "Schliesslich
brach ich blutueberstroemt zusammen." Man fesselte beide mit Eisenketten
und verhoerte sie tagelang. Im Gefaengnis von Zomba kamen sie in Einzelhaft.
Die Mahlzeiten waren duerftig, und sie mussten auf dem kalten Steinboden
schlafen. Die Fesseln an Vera Chirwas Haenden und Fuessen liessen ihre
Gelenke steif werden.
Die internationalen Proteste bewirkten zunaechst, dass
die Urteile in lebenslange Haftstrafen umgewandelt wurden. Doch die Mitglieder
von Amnesty International gaben nicht auf. "Ihr Einsatz hat mir immer
wieder Kraft und Hoffnung gegeben", sagt Vera Chirwa, die ihren Mann
nur noch einmal, im September 1992, sah. Einen Monat spaeter starb er unter
ungeklaerten Umstaenden.
Nun nahm der weltweite Druck auf Malawi weiter zu. Deutsche
und oesterreichische Gruppen sowie Bundesarbeitsminister Norbert Bluem
schrieben an Praesident Banda. Aufgrund der vielen Interventionen kam Vera
Chirwa schliesslich im Januar 1993 frei. Einige Monate spaeter reiste sie
nach Deutschland und wurde von Bundespraesident Richard von Weizsaecker
in Bonn empfangen. Anschliessend sprach sie anlaesslich der Weltkonferenz
fuer Menschenrechte der Vereinten Nationen in Wien. "Ich verdanke
mein Leben Amnesty International", sagte Vera Chirwa.
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